HUBERT LOBNIG
MOTEL OF LOST COMPANIONS Kunstverein Baden

2008










 

"Die klare Trennung von öffentlicher und privater Sphäre kann direkt mit der Konzeption des liberal-bürgerlichen Subjekts verbunden werden und kommt dessen Bedürfnis nach Schutz, aber auch nach Separierung und Ausschluß entgegen. Dieses "bürgerliche Heim" verstanden als spezifische kulturelle Produktion von Grenzen, Raumzuweisungen und Repräsentationen, ist jedoch genauso wie das bürgerliche Subjekt selbst in die Krise geraten. Außen und innen haben sich verunklärt, sie sind ambivalent geworden; das moderne Subjekt muss mit dieser Verunsicherung leben. Während Le Corbusier das "bedrohliche" Außen noch aus einem sicheren, orientierbaren Innen betrachten lässt, es zum "Bild" macht und damit domestiziert, setzen Vertreter der "nomadisierenden Architektur" mit ihren Mobilitätskonzepten das Subjekt sprichwörtlich in Bewegung. Es lässt sich mit seiner Behausung nicht mehr verorten, ist "ortlos" geworden. Und die Instabilität des Subjektes geht weiter: Eine der zentralen Leistungen dekonstruktivistischer Architektur ist es, genau diese Instabilität des Subjekts in die Architektur übersetzt zu haben, das heißt, die Instabilität räumlicher Verhältnisse ist in Relation zum "instabilen" Subjekt zu verstehen." schreibt Barbara Steiner in ihrem Katalogbeitrag über "performative Architektur" 2004.

 


 

In der Darstelung der Raumbilder von Hubert Lobnig (Interieurs) spielen weder die Vorstellung von Architektur als Hülle, Schutz und Abgrenzung (Privater Raum), Architektur in Bezug auf Massenmedien (Le Corbusier) noch die nomadisierende Architektur, (Archigram, Superzoom, Haus Rucker & Co.) oder dekonstruktivistische Überlegungen (Zaha Hadid, Rem Koolhaas, Daniel Liebeskind) als Zeichen einer Subjektauflösung und Auflösung von Form eine Rolle, jedoch sehr wohl "Ortlosigkeit", Instabilität des Subjektes, und Mobilität. In flüchtigen Subjektkonstruktionen, imorovisierten Lebensumständen, Arbeitsverhältnissen, die sich immer mehr in die privaten Räume verschieben, und dem schnellen Durchfluß von austauschbaren Konsumgütern, (universeller Stil - Ikea Klappsessel tauchen sowohl in Wohnungen in den USA, in Kanada, Österreich oder Deutschland auf) ist das abzulesen. Architektur ist nicht unmittelbar sein Thema, mehr wohl die immer wieder neu in Angriff genommene individuelle (universelle) Besetzung und immer flüchtigere Prägung von Räumen, die in ihren Arrangements von Funktionalismen, Dekor und Errinnerungsstücken doch einen persönlichen Stempel oder Abdruck abgeben. Das Neue an Lobnigs Interieurbildern ist, dass sie auf das Gegenteil von dem hinzielen, auf was das ursprüngliche Genre hinauswollte; ein Porträit einer Person/von Personen durch eine genuin erzeugte/gestaltete Umgebung zu erzeugen. Die Bezugnahme auf das schnell geschossene Foto, (stürzende Linien), auf die Fotos des Immobilienmaklers, der möblierte oder teilmöblierte Wohnungen im Vorbeigehen fotografiert und danach ins Netz stellt, auf das Pressefoto, das schnell in einen leeren, durch ein Ereignis aufgeladenen Raum geblitzt wird oder auf das persönliche Fotos, das bei einem Besuch im Vorbeigehen ins unaufgeräumte Kinderzimmer geschossen wird. Die Malerei wird dabei zum verbindenden Medium. Das "altertümliche" Genre, verwischt vorerst die Unterschiede, die bei genauerer Betrachtung sehr schnell virulent werden.


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