HUBERT LOBNIG
Mahnmal am Platz, kathweb


Wien: Mahnmal am Platz des ehemaligen "Turnertempels"

Die Synagoge in Fünfhaus wurde 1938 von den Nazis zerstört - Mahnmal-Siegerentwurf soll bis Herbst 2011 umgesetzt sein

02.06.2010

Wien, 02.06.2010 (KAP) Wien bekommt ein neues Mahnmal am Platz des ehemaligen "Turnertempels" im 15. Bezirk, der in der "Reichspogromnacht" des Jahres 1938 zerstört wurde. Bei einer Pressekonferenz wurden am Mittwoch die Ergebnisse des Wettbewerbs im Rahmen von "Kunst im öffentlichen Raum" (KÖR) für die Gestaltung des Mahnmals vorgestellt. Aus fünf Teams mit Künstlern und Landschaftsgestaltern wurde der Entwurf von Iris Andraschek und Hubert Lobnig in Kooperation des Ateliers "Auböck + Karasz" ausgewählt.

Ein Netz aus schwarzen Beton-Balken symbolisiert den eingestürzten Dachstuhl des Turnertempels nach dem Brandanschlag der Nacht von 9. auf 10. November 1938 und "erschließt zugleich in seiner 'grafischen' Anmutung den Platz", heißt es in einer Aussendung am Mittwoch. Ein "malerisches" Gegenstück dazu bildeten in den Boden eingelassene Mosaiken. Die Fertigstellung des Mahnmals ist für Herbst 2011 geplant.

"Der neu gestaltete Platz soll als Schnittstelle zwischen Vergangenheit und Zukunft erlebbar sein, in der sowohl die grausame Kraft von der Zerstörung des Tempels als auch die lebensbejahende Energie im Heute und in kommenden Zeiten angelegt sind", beschrieb Kurator Stefan Musil das Projekt. Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny bekannte sich zum kritischen Umgang mit der Vergangenheit als "oberste Handlungsmaxime" für Wien.

Der Turnertempel stand Ecke Turnergasse/Dingelstedtgasse im 15. Bezirk und wurde nach der Synagoge in der Seitenstättengasse und dem Leopoldstädter Tempel als dritte Synagoge Wiens erbaut. Er wurde im nationalsozialistischen Furor der "Reichspogromnacht" völlig zerstört und niedergebrannt. Ein wertvolles Kulturgut, ein religiöser Ort wurde ausgelöscht, während Passanten und Nachbarn einfach zusahen und auch die Feuerwehr nichts gegen den Brand unternahm. (Informationen: www.koer.or.at und www.millisegal.at)


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