HUBERT LOBNIG
EINRICHTEN, EIN SPIEL

2020


Unter Beobachtung. Kunst des Rückzugs

Das Festival der KulturRegion Stuttgart 2020

 

Eröffnung 25. September 2020

Schwerpunkttag, Kunstspaziergang, 15. Oktober 2020

 

Einrichten, ein Spiel

Iris Andraschek & Hubert Lobnig

 

1. From Private Space to Public Space to Private Space to Public Space 

 

Das Festival 2020 mit dem Titel Die Kunst des Rückzugs behauptete visionär, dass sich die Menschen zunehmend in private Zonen zurückziehen und dass der öffentliche Diskurs in social media sich zunehmend an privaten Befindlichkeiten orientiert. Das Konzept des Festivals wurde Mitte März von der Realität überholt, als zuerst in Österreich, kurz danach auch in Deutschland alle Menschen ins private Exil gedrängt wurden, aus dem sie jetzt zwar Schritt für Schritt wieder entlassen werden, das aber ohne sich gegenseitig annnähern zu können. Physical distancing, (gefährlicherweise oft als social distancing bezeichnet) gilt als oberste Regel weiterhin.

 

In unserem Projekt werden Menschen in Ostfildern durch unterschiedliche Medien und Plattformen Fragen gestellt und gebeten, Antworten an uns rückzumelden. Zugleich bitten wir sie, sich in ihren „öffentlichen“ Rollen in ihren Privaträumen zu inszenieren und sich zu fotografieren, zu portraitieren. Aus den Rückmeldungen und Reaktionen werden Tafeln angefertigt, die in die Remise gehängt und an öffentlichen Wegen und neuen Routen, die sich auf Grund der Corona-Krise gebildet haben, temporär aufgestelltwurden. Dafür werden Systeme des Bauhofs im öffentlichen Raum benützt.

 

Die Betonung bei den Fragen und Antworten ist, über das Private und das Öffentliche zu reflektieren und über die eigene Rolle in diesen Räumen, kritisch nachzudenken. Zugleich wird nachgefragt, was das Positive ist, das Menschen für ihre Zukunft aus ihren Pandemieerfahrungen mitnehmen können. Perspektiven, Visionen, Utopien, Möglichkeiten.

 

Im öffentlichen Raum in der ehemaligen Straßenbahnremise, die nur mit Vorhängen vom öffentlichen Raum abgegrenzt ist inszenieren wir für einen festgelegten Zeitraum ein großes Wohn- und Lebenszimmer im öffentlichen / halböffentlichen Raum. Teppiche werden ausgelegt. Möbel aufgestellt. Die Installation ist (je nach Lage der Corona Gesetze) mit Bauzäunen abgegrenzt und nur für geladene Personen an speziellen Zeiten zugänglich und benützbar. Menschen können dort sprechen, arbeiten, rasten, diskutieren. 

Je nach Möglichkeiten: An den Markttagen bilden die Möbel ein ansprechendes Ambiente zwischen den Marktständen, für Wartende und Weilende. Auch der Vorbereich könnte an manchen Tagen - zum Beispiel an den Markttagen - partiell möbliert werden.

 

Im Vorbereich der Remise wird am runden Metallgestell / Gerüst zum Abgang der Tiefgarage ein Schriftzug angebracht, der auf das Projekt aufmerksam macht - eine Grundthese zum Projekt / der Titel des Projektes / eine poetische Analogie. Die Buchstaben dafür werden aus wetterbeständigen Platten ausgeschnittenen. Dieser Text ist zugleich Ankünder und künstlerische Arbeit.

 

Dadurch bilden sich private Räume im (halb-) öffentlichen, ein öffentliches Forum im öffentlichen Privatraum. Das Private kehrt zumindest in Form einer Installation in die Öffentlichkeit zurück. Zusätzlich wird noch die Situation aufgenommen, dass viele Menschen in Zeiten des Rückzuges ihre Wohnungen aufgeräumt, geordnet und entmistet haben. Das heißt, es wurde viel rausgeworfen, was uns sehr dienlich sein könnte. Die Installation wird die Situation im September / Oktober charakterisieren, entsprechend den Distanzierungsverordnungen der Zeit. Sie könnte in dieser Zeit auch eine Erweiterung der „Tafel“ sein, ein Art Vor- oder Gastgarten für die Institution, mit der wir gerne kooperieren würden . Ein / zwei Veranstaltungen, Lesungen, ein Fest, eine politischer Talk etc., können an dem Ort zur Zeit des Festivals abgehalten werden, je nachdem, was erlaubt ist. 

Einrichten - ein Spiel

 

1a. Kontaktmaßnahmen mit Ostfildern in Form von Talks und Fragebögen. Sprachlich.

Rückläufe werden gesammelt und geordnet. Verschiedene Organe und Werkzeuge, Institutionen, Gruppen helfen dabei mit ihren Kommunikationsnetzwerken.

 

1b. Ostfildener Menschen werden aufgefordert sich in öffentlichen Rollen in Privaträumen zu fotografieren. Die öffentlichen Rollen können ihre Berufe, ihre Funktionen in Vereinen oder Familien sein, aber auch ihre Wunschvorstellungen berücksichtigen. Wer oder was sie gerne sein würden. Rückläufe werden geordnet und gesammelt.

 

2. Tafeln werden mit den schriftlichen Rückmeldungen und den Fotografien angefertigt, in der Remise und entlang von Spazier- und Wanderwegen in Ostfildern aufgestellt. Die Mitarbeit des Bauhofs wäre dabei erwünscht und sehr hilfreich.

 

3. Das möblierte Zimmer in der Remise/Markthalle:

Es bildet sich zwischen Theatersaal und Tafel, zwischen Markt und Passage eine Agora in der ehemaligen Remise, die je nach der Situation mit Corona öffentlich, halböffentlich, verschlossen oder sehr verschlossen, distanziert oder sehr distanziert gestaltet werden kann.

 


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