HUBERT LOBNIG
FOCUS Kunstverein Horn, Salle de Bal, Wien

1991




FOCUS

11 Beispiele intermedialer Fotografie
kuratiert von Barbara Steiner und Andreas Spiegl

Für Hubert Lobnig stellt das fotografische Abbild keine unveränderbare Größe dar. In seinen Diaintarsien schneidet er meist geometrische Formen aus den Diapositiven aus und ersetzt die Leerstellen durch entsprechende Fragmente aus anderen Dias. Auf diese Weise werden nicht nur heterogene Kontexte zusammengeführt, sondern auch Kontraste aus Nah- und Fernsicht, Hell und Dunkel oder aus gegenständlich identifizierbaren Motivfragmenten und abstrakten Elementen aufgebaut. Die Diaintarsien geben sich als künstlerische Konstrukte zu erkennen und weisen die Illusionierung einer objektiven, apparativen Darstellung der Realität zurück. Vielmehr als die lesbare fotografische Abbildung interressiert Lobnig die Widersprüchlichkeit und Mehrdeutigkeit, die sich aus den verschiedenen Kombinationen und Brechungen auf der zusammengesetzten Bildebene ergeben.

Dise bildimmanenten Verkehrungen, Wendungen und Kontraste steigert der Künstler durch die Präsentation der Diaintarsien, die nur kurz projiziert werden, um von einem nächsten Bild überblendet und abgelöst zu werden. Auf diese Weise wird der Betrachter in einen unaufhaltsamen Bildsog verstrickt, in dem sich die Bilder permanent verändern und sich in der Erinnerung vermischen beginnen.

Die prozessuale Bildprojektion wird von der musikalischen Aufbereitung des klanglichen Potentials der Projektionsapparaturen (Lüftergeräusche, Sequenzen von Diawechseln, 50 hz Netzbrummen usw.) von Ulf Langheinrich konterkariert. Hier wird noch einmal die technische Erzeugung der Bildwelten ins Bewußtsein gerufen und der surreal anmutende Bilderfluß zu einem synästhetischen Erlebnis gesteigert.

Andreas Spiegl


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