HUBERT LOBNIG
Suppentiger im Park


Künstler, Köche, Suppentiger

353 Tage im Jahr unterscheidet sich der Tigerpark im 8. Bezirk kaum von anderen städtischen Parkanlagen. Kinder samt dazugehörigen Müttern und/oder Vätern bevölkern den Spielplatz, Pensionisten sitzen auf den Bänken, und unsere besten Freunde erhalten in der Hundezone etwas Auslauf. Doch an den verbleibenden zwölf Tagen des Jahres erlebt die kleine Grünanlage zwischen Tigergasse und Lerchengasse eine Parkraumbewirtschaftung der etwas anderen Art – denn am jeweils letzten Tag des Monats trifft man sich dort zur "Tigerparksuppe“. Diese Aktion, die am 30. September bereits zum siebten Mal stattfand, entstammt der ψTigerpark“-Initiative des Künstlerpaares Iris Andraschek und Hubert Lobnig, die den Park seit der Geburt ihrer Tochter vor fünf Jahren intensiv nutzen.

Jeden Monat werden Köche/-innen eingeladen, eine saisonale Suppe zu kochen, die dann gratis im Park ausgeschenkt wird – und zwar an jeden, der gerne mitessen möchte. Die bisherigen Suppenköche waren Eden Snakeheart, Martina Jung & Paul Luftensteiner (Kunsthalle-Restaurant), Tina Bepperling, Tina Parkkinen, das Architektenduo AB DOMEN (Almhofer – Badstuber), Christina Brandauer und Bärbl Zechner; die Bandbreite des Gebotenen reichte von würziger Gemüsesuppe über finnische Fischsuppe bis zum sommerlichen Gazpacho. AB DOMEN rührten am 30. Juni nicht nur in ihren Suppentöpfen, sondern werkten mit zahlreichen Gästen auch als Grillmeister. Diese Veranstaltung erreichte mit rund 140 Teilnehmern absoluten Tigerparksuppen-Rekord. Neben der Suppe gibt‘s auch andere Köstlichkeiten: So stellt ein befreundeter Biobauer aus Niederösterreich Käse aus eigener Produktion zur Verfügung, und auch die eine oder andere Flasche Wein findet immer ihren Weg in den Park. Lediglich das von hitzegeplagten Besuchern eingeforderte "Tigerbier“ gibt‘s bislang noch nicht…

Die "Tigerpark“-Aktivitäten beschränken sich nicht auf den Park alleine. Wesentliche Bedeutung kommt auch dem "Tigerpark“-Raum zu, einer ehemaligen Kohlenhandlung im Erdgeschoß des Hauses Tigergasse 17, die als Präsentationsraum für die "Tigerpark“-Projekte genutzt wird und bei Schlechtwetter als Ausweichquartier für die Aktionen im Park dient. Weiters wird der Bodysalon "sinnvoll“ in der Strozzigasse bespielt, wo seit 1997 in loser Folge Arbeiten verschiedener Künstler gezeigt werden. Bisher zu sehen waren Fotoarbeiten von Iris Andraschek, Klaus Taschlers Werbespot-Comic "Gibt es eine zweite Welt?“, "fossi-logic“ von Patrick Baumüller und Severin Hoffmann sowie ψHaut und Hund“ von Ingeborg Strobl. Derzeit sind Bodo Hell und Hil De Gard mit ".....“ zu sehen (bis .....).

Viele "Tigerpark“-Projekte haben einen starken Grätzl-Bezug. Im Februar und März des Jahres war im "Tigerpark“-Raum "Der schwarze Mann“ zu sehen: Fotos, Videos, Zeichnungen etc. über einen in der Tigergasse wohnenden älteren Serben, der seit einigen Jahren durch die Straßen der Josefstadt und der angrenzenden Bezirke zieht und nach Altmetall und ähnlichen Materialien sucht, um sie zu verkaufen oder anderweitig zu verwerten. Einen Teil seiner Arbeit, nämlich das Sortieren und das Schälen der Kabel, erledigt er im Tigerpark. In "Riesenschlangen in der Tigergasse“ wurden Bilder, Filme und Souvenirs des Wiener Polizisten Gustaf Sztavjanik gezeigt, der in den 20er und 30er Jahren zwei Mal mit dem Fahrrad um die Welt fuhr. Seine Witwe überließ den ψTigerpark“-Initiatoren einen Teil seines Nachlasses. "Turkish Carpet“ zeigte die Ergebnisse von Foto- und Videorecherchen in den Souterrainwohungen von Nichtösterreichern in Wien.

Ein weiterer Schwerpunkt der "Tigerpark“-Aktivitäten sind Arbeiten mit Kindern. Großer Beliebtheit erfreuten sich im Frühjahr 1999 die "Wunschbilder“, die der Zeichner Tom Klengel nach den Wünschen und Ideen der im Park spielenden Kinder gestaltete. Auch bei der September-Suppe war ein paar Mal die hoffnungsvolle Frage "Kommt der Tom heute auch wieder?“ zu hören. "Der Tom“ hat sich mittlerweile zwar anderen Aktivitäten zugewendet, doch den Kindern wird auch in Zukunft nicht fad werden. Geplant sind unter anderem Mal- und Schreibaktionen mit Kindern und die Produktion von Videos mit Jugendlichen.

Die Aktionen und Projekte werden sowohl über das Internet angekündigt als auch im eigenen Schaukasten im Park; einige Aktionen (vor allem jene für Kinder) werden auch per Aushang oder durch einfaches Ausrufen im Park bekannt gemacht. Besonderer Wert wird darauf gelegt, daß "Tigerpark“ eine politisch völlig unabhängige Initiative ist. Vereinnahmungsversuchen durch politische Gruppierungen, welcher Ausrichtung auch immer, werden strikt abgelehnt.

 


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