HUBERT LOBNIG
Projekt Turnertempel-Mahnmal präsentiert, der Standard


Neugestaltung des ehemaligen Synagogen-Standorts

Wien - An der Ecke Turnergasse und Dingelstedtgasse in Wien-Rudolfsheim-Fünfhaus, wo bis 1938 der Turnertempel stand, wird ein "zeitgemäßer Gedenk- und Symbolort" errichtet, erklärte Bettina Leidl, Geschäftsführerin von Kunst im öffentlichen Raum (KÖR), am Mittwoch bei der Präsentation des Projekts. Die Fertigstellung ist für November 2011 geplant.

Der Turnertempel wurde nach der Synagoge in der Seitenstättengasse und dem Leopoldstädter Tempel als drittes jüdisches Gotteshaus in Wien im Jahr 1871/72 errichtet. In der "Reichskristallnacht" wurde der Tempel durch von SS-Mitgliedern geworfene Handgranaten in Brand gesetzt und dabei völlig zerstört.

Die Umgestaltung der Fläche wurde im Jänner 2010 mittels Wettbewerb ausgeschrieben. Fünf Projekte wurden eingereicht, das Künstler-Architektenteam Andraschek/Lobnig – Auböck/Karasz  gewann. Als zentrales Element ihrer Gestaltung wählte das Team ein Netz aus schwarzen Betonbalken, die den eingestürzten und zerborstenen Dachstuhl des Turnertempels nach dem Brand symbolisieren soll. Zudem gliedern die Balken den Platz, schaffen Räume und dienen als eine Art "Möblierung".

Unter den bereits vorhandenen Lindenbäumen sind Mosaike in den Boden eingelassen, auf denen Früchte, Pflanzen und Blätter aus der Thora zu sehen sind. Auf den Bildern finden sich auch Gegenstände aus der Gegenwart, wie zum Beispiel Picknickreste.

Der Gedenkplatz soll die Geschichte, die sich an diesem Ort abspielte, auf den ersten Blick sichtbar machen. Zudem dient er als Schnittstelle zwischen Vergangenheit und Gegenwart, erklärte der Architekt Janos Krasz, Mitglied des Siegerteams, die Grundidee des Entwurfs.

Das Mahnmal würde "aktives Erinnern" ermöglichen, lobte Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny. Er betonte die Wichtigkeit des bewussten Umgangs mit der Vergangenheit, denn: "Verschweigen und verdrängen ist der falsche Weg." Die mit 350.000 Euro budgetierte Umgestaltung des Platzes wird aus den Mitteln von KÖR, des Bezirks und der EU finanziert. (APA)

 


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